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Wahre Geschichten aus dem Bürgerbus


Erlebt und aufgeschrieben von unserem Fahrer Helmut

Das sind Menschen, wie du und ich…


Das sind Menschen, wie du und ich. Sie stehn im Leben, wie du und ich. Sie sind normal, doch manchmal haben sie auch einen kleinen Stich.

Ja, das sind Menschen, wie du und ich.


1 .„Junger Mann sind Sie neu hier? Isch kenne Sie nischt.“ Nein, ich fahre schon seit 12 Jahren.“ „Dat is nischt möschlisch. Isch han Sie noch nie jesinn!“ „Ich Sie auch nicht.“ „Wie alt sin Sie dann?“ „75“. „Och, dat hätt isch jetz äwwer nit jedacht.“ „Vielen Dank, können wir denn jetzt fahren?“

„Joa, joa, nit esu hektisch.“

Das sind Menschen, wie du und ich…


2. Ich befinde mich am Frouardplatz in Höhe der RSVG Haltestelle. Plötzlich spricht ein Fahrgast mich von hinten an: „Herr Busfahrer, können Sie mich hier aussteigen lassen? Ich muß den Bus nach Siegburg kriegen.“ „Nein, tut mir leid, ich kann hier jetzt nicht halten, sonst behindere ich den Verkehr.“ „Aber ich muß doch den Bus…“ „Der ist doch noch gar nicht da,“ unterbreche ich ihn. „Aber wenn er kommt?“ „Wenn Sie den verpassen, fahre ich Sie nach Siegburg,“ antworte ich betont ruhig. „Das glaube ich nicht,“ meint er trotzig. „Doch, in ca. 1,5 Stunden, dann habe ich frei.“ „Das ist dann auch zu spät,“ meint er beleidigt. „Sehn Sie, jetzt sind wir auch schon da und Sie können zum Bus flitzen,“ erkläre ich gut gelaunt. „Ja flitzen, wenn ich das nur könnte.“ Sprachs und machte sich auf die Socken.

Als ich kurze Zeit später an der RSVG Haltestelle vorbei komme, sitzt er noch immer da und der Bus ist auch noch nicht gekommen. Fröhlich lachend winke ich ihm zu.

Das sind Menschen, wie du und ich…


3. Wir kommen am Frouardplatz an und müssen mal wieder in der Schlange der Parkplatzsuchenden im Schrittempo fahren. Frau X. regt sich auf und macht ihrem Ärger Luft. „Die müssten hier viel öfter und härter kontrollieren. Hier müßte eine Ampel aufgestellt werden, die anzeigt, ob Parkplätze frei sind, damit das hier aufhört. Die fahren alle wie sie wollen und schaun Sie mal, da parken die schon in der Kurve und auf dem Gehweg. Denen müßte sofort der Führerschein abgenommen werden.“ Sie sieht mich erwartungsvoll an. Ich äußere mich nicht.

Das sind Menschen, wie du und ich…


4. Wir fahren zur Haltestelle Frouardplatz. Frau U. sieht den neuen Atac-Gemüseladen und meint: „Der hat uns hier gerade noch gefehlt. Warum konnte der Vorgänger nicht bleiben? Der Mann war doch immer nett und freundlich.“ „Waren Sie schon mal bei dem neuen Inhaber?“ frage ich vorsichtig. „Natürlich nicht. Da gehe ich auch nicht hin!“

Das sind Menschen, wie du und ich…


5. Frau S. aus der Südstraße will zu Ramme. Sie ist allein im Bus und trägt die Maske als Kinnwärmer. Am Frouardplatz will Frau H. zusteigen. Sie sieht den mangelhaften Mundschutz und sagt nur barsch: „Maske!“ Frau S. gehorcht wortlos und zieht die Maske in die korrekte Position. Die Fahrt kann beginnen und verläuft wortlos.

Das sind Menschen, wie du und ich…


6. In der Südstraße steigen drei Frauen zu. Eine setzt sich ganz nach hinten links. Ich sehe im Rückspiegel, dass sie sich nicht angeschnallt hat. Freundlich fordere ich sie daher auf sich anzuschnallen. Sie verweigert dies und meint: „Dann bekomme ich keine Luft mehr.“ Ich entgegne: „Sie sollen sich den Gurt ja nicht um den Hals legen.“ „Nein, das geht nicht,“ meint sie erneut. „Ich setze mich dafür weiter durch, dann kann ich mich an den Sitzen festhalten.“ Sprichts und führt es auch sofort durch. „Wenn ich scharf bremsen muss, können Sie das nicht halten und fliegen bis hier vorne durch,“ ermahne ich erneut. „Das ist dann auch egal,“ meint sie lakonisch. Ich gebe auf und verweise darauf, dass ich sie vor Zeugen auf die Gefahren hingewiesen habe.

Das sind Menschen, wie du und ich…


7. Ich komme nach Linie 2 am Frouardplatz an und stelle den Bus ab. Herr A. wartet schon auf mich. Ich öffne die Tür und beim Einsteigen spricht er mich schon übellaunig an. „Fahren Sie nicht mehr um 4 vor 11 beim Lidl vorbei?“ „Doch,“ entgegne ich ruhig. „Da sind Sie aber eben nicht vorbeigekommen,“ meint er gereizt. „Selbstverständlich bin ich wie immer pünktlich beim Lidl vorbeigefahren, aber niemand hat dort gewartet.“ „Das stimmt nicht, ich habe dafür sogar einen Zeugen!“ Der sonst so ruhige und freundliche Herr A. wird laut. Da ich auf meiner Version bestehe meint er schließlich: „Dann bin ich wohl blöd, oder?“ Ich sage dazu verständlicherweise nichts. Schließlich meint er noch: „Dann steht also jetzt Aussage gegen Aussage.“ Die Pause ist vorbei und ich fahre los. Still und grimmig sitzt er hinter mir. Am Kreisel fragt er mich plötzlich nach der Uhrzeit im Bus. „9.58 Uhr,“ antworte ich trocken. Er sieht auf seine Uhr und hält sie ans Ohr, schüttelt den Arm und hält die Uhr erneut ans Ohr.

Dann die Frage: „Geht die Uhr im Bus richtig?“ Ich bejahe. „Bei mir sin et jetzt 11.45 Uhr.“ „Ich denke Ihre Uhr steht oder geht falsch,“ wage ich zu behaupten. Keine Antwort von hinten. „Wissen Sie jetzt, warum der Bus nicht kam,“ stichele ich jetzt nach. Er zieht ein beleidigtes Gesicht und schweigt. Eigentlich wäre jetzt eine Entschuldigung fällig gewesen, aber die bleibt aus.

Das sind Menschen, wie du und ich…


8.Herr Z. steht, wie üblich, am Dammweg und winkt mit der Bildzeitung. Hier ist zwar keine Haltestelle, aber wir nehmen ihn hier immer mit. Er steigt ein und sagt: „Zum Frojart Platz.“ „Sie meinen Frouard Platz,“  wage ich zu korrigieren. „Ja, ja oder so. Ich kann mir diese ausländischen Namen nicht merken. Ich sage daher immer Frojart, weil ein Freund von mir so hieß. Natürlich könnte ich auch diesen komplizierten Namen aussprechen, wenn ich mir Mühe gäbe, aber dazu habe ich keine Lust.“

An der nächsten Haltestelle steigt Frau M. zu. Herr Z. sieht, dass an der Haltestelle einer dieser furchtbaren E-Roller steht, die Überall im Stadtgebiet herumstehen oder liegen. Gut gelaunt meint er zu Frau M.: „ Sie hätten doch auch mit dem E-Roller fahren können, der da extra für Sie bereit steht“! „Nein, lieber nicht,“  geht Frau M. auf diese Äußerung ein. „Da muss man mit seinem Handy in bestimmter Weise arbeiten, damit man die überhaupt starten kann. Das ist mir zu kompliziert und außerdem bin ich auch zu alt für sowas.“ „Ja, richtig,“  meldet sich nun Herr Z. wieder. „Man muss eine App oder wie die Dinger heißen auf sein Handy laden. Überhaupt braucht man neuerdings für alles eine App, sonst kann man als junger Mensch nicht mehr überleben. Die App sagt einem genau, was man zu tun hat. Wenn ich z.B. etwas essen möchte, geht das nicht, weil die App mir sagt, dass ich erst zur Toilette gehen muss. Nee, nee, das wäre auch nichts für mich!“ „Wer braucht eigentlich diese Roller? Die liegen überall im Weg herum und verschandeln das Stadtbild.“ Herr Z. nickt zustimmend und der Rest der Fahrt verläuft ohne weitere Äußerungen.

Das sind Menschen, wie du und ich…


9.Eine Woche später fahre ich wieder in den Dammweg ein. Es ist herrliches Wetter und die Sonne blendet von vorne. Im letzten Augenblick sehe ich, dass unter einem riesigen Laubbaum im Schatten Herr Z. steht und mit der Bildzeitung fuchtelt. Ich hätte ihn fast übersehen und wäre weitergefahren. Zum Glück fahre ich langsam und kann daher noch schnell anhalten. Beim Betreten des Busses meint er vorwurfsvoll zu mir: „Haben Sie mich etwa nicht gesehen oder wollten Sie mich nicht mitnehmen?“ „Sie standen derart im Schatten dieses Baumes, sodass ich Sie erst spät gesehen habe, da die Sonne auch direkt auf den Bus scheint. Tut mir leid.“ „Ich werde Sie von nun an El Blindo nennen,“  meint er gut gelaunt und setzt sich. „Vielen Dank, sehr nett von Ihnen,“  gebe ich zwischen den Zähnen zurück. „Der war aber tatsächlich nicht zu sehen,“  meint Frau K. hinter mir noch. Ich kommentiere das nicht mehr und fahre weiter.

Das sind Menschen, wie du und ich…


10.Diesmal steigt Herr Z. am Frouard Platz ein. Er sieht meinen verbundenen Finger und fragt: „Können Sie damit überhaupt fahren?“ „Natürlich, sogar zwangsläufig oder soll ich den abnehmen und hier liegen lassen? Immerhin hänge ich daran. Aber das sieht schlimmer aus als es ist.“ „Was haben Sie denn damit gemacht“, will eine Frau hinter mir wissen. Ehe ich antworten kann, meldet sich Herr Z. zu Wort und meint: „Sowas entsteht beim Nasebohren im Hochgeschwindigkeitsbereich.“ Da lautes Gelächter die Folge ist, verzichte ich auf eine Erklärung. Es fragt auch Niemand

mehr nach.

Das sind Menschen, wie du und ich…


11. Frau  A. besteigt den Bus. Sie hat einen großen Einkaufsbeutel und eine fahrbare Tasche bei sich. Beides leer. Sie hat Probleme beim Einsteigen. Höflich frage ich, ob ich helfen kann. Ein barsches „ nein, es dauert nur etwas länger“, ist die Antwort. „Wir haben alle Zeit der Welt“, entgegne ich beruhigend. Sie schafft es und wir können weiterfahren. Beim Lidl steigt sie aus. Eine knappe dreiviertel Stunde später steht sie wieder beim Lidl und wartet. Es regnet inzwischen leicht.  Diesmal sind die Taschen gut gefüllt. Erneut biete ich meine Hilfe an. „Nein, bleiben Sie sitzen und unterstehen Sie sich hierhin zu kommen, ich schaffe das, die Taschen sind nicht schwer, aber es dauert“. „Wir haben Zeit“, versuche ich erneut zu beruhigen. Sie wuchtet die Taschen in den Bus und lässt zwangsläufig zu, dass ein netter Fahrgast ihr hilft. Schließlich lässt sie sich erleichtert in den Sitz fallen. Dann meint sie plötzlich: „Ach jetzt habe ich den Rossmann ja gar nicht geschafft, egal das mache ich dann morgen“. Die Fahrt verläuft ruhig und nacheinander steigen alle Passagiere außer Frau A. aus. Vor ihrem Haus angekommen öffne ich die Tür und biete erneut meine Hilfe an. „Nein, bleiben Sie wo Sie sind ich schaffe das, denn die Taschen sind nicht schwer“. Ich beobachte sie im Rückspiegel und sehe, dass sie Schwierigkeiten mit den Taschen hat. Da ich Angst habe, dass sie aus dem Bus fallen könnte, erlaube ich mir, den Bus zu verlassen, um ihr an der offenen Tür behilflich sein zu können. „Hier bin ich, was ist ihr Problem“, frage ich fröhlich. „Dat hat sisch hier alles verheddert,“  kommt die äußerst missmutige Antwort. „Lassen Sie mal sehen“. Im Nu habe ich alles entwirrt und hebe die Taschen nach draußen. Wortlos steigt sie aus. „So, jetzt ist doch alles gut, oder“, frage ich bewusst gut gelaunt. Sie sieht mich prüfend an und meint dann: „Haben Sie heute Doppelschicht?“  „Nein, wie kommen Sie darauf?“ „Ich habe Sie vor einer Stunde doch schon mal gesehen“. „Ja, das war meine erste Runde heute und wenn Sie gut aufpassen, werden Sie mich in einer Stunde noch ein drittes Mal sehen“. Sie schüttelt den Kopf nimmt ihre Taschen und geht. „Einen schönen Tag noch“, wünsche ich, steige in den Bus und fahre weiter.

Das sind Menschen, wie du und ich…


12.Herr Z. steigt am Frouard Platz zu. Er nimmt wie immer ganz hinten Platz. In der Villa Verde Strasse stehen wir dann im Stau. Es ist nicht erkennbar, warum es nicht voran geht. Plötzlich fragt HerrZ. Mich von hinten gut gelaunt: “Kennen Sie den Unterschied zwischen einer Schlange

und einer Autoschlange?“ Ich bejahe die Frage und füge noch hinzu: „Der Witz ist uralt.“ Aber entweder hat er mich nicht gehört oder wollte mich nicht hören, damit er unbedingt den Witz erzählen kann. Also fährt er gut gelaunt fort: „ Bei der Schlange ist das Arschloch hinten und bei der Autoschlange ganz vorn.“ Er lacht und ist hocherfreut. Ich beschränke mich auf ein zustimmendes Nicken. Das scheint ihm denn auch zu reichen, denn den Rest der Fahrt ist er ziemlich ruhig.

Das sind Menschen, wie du und ich…


13.Ich fahre von der Pützerau kommend in die Südstraße. An der Haltestelle steht fast regelmäßig Herr D. Er hat normalerweise im Winter einen Stetson aus Filz und im Sommer einen Stetson aus Stroh auf dem Kopf. Diesmal ist er ohne Hut. Er hat noch ziemlich dichtes graues Haar. Im Bus sitzt Herr S., der eine braungebrannte Vollglatze hat und hier aussteigen möchte. Ich halte an und öffne die Tür. Herr S. und Herr D. kennen sich gut. Herr S. wendet sich beim Aussteigen an Herrn D. mit den Worten: „Paul wo ist denn dein Hut? Bist du denn jeck? Alte Leute müssen bei diesen Temperaturen doch einen Hut tragen wegen der Sonne! Und denk an dein Gehirn. Du kannst schnell einen Hitzschlag bekommen.“ (Es sind ca. 30 Grad) .Paul erwiedert: „Dat sacht der Rischtije. Wo is dann dinge Hot?“ „ Ich brauche keinen Hut, du siehst doch wie abgehärtet ich bin. Braune Glatze.“ „Dat meenst du och nur. Weest du dann wieviel von dingen Jehens ad kapott is?“

Sie trennen sich lachend und Herr D. steigt ein.

Das sind Menschen, wie du und ich…


14. Ich fahre vom Frouardplatz in Richtung Lohmar Süd. Im Bus sitzen Herr O. und Frau S. Die beiden kommen ins Gespräch und unterhalten sich laut über das Benehmen junger Leute. Frau S. kommt dabei richtig in Fahrt und meint schließlich: „Isch erlebe die Respektlosigkeiten und dä völlisch unanjemessene Ton och mit minge Enkelschen. Erst neulisch han ish der Jung jesaht, wenn du fresch wiers hauen isch dir jet hingen drop. Da sät der zu mir, du darfst mich nicht schlagen. Dat wüss isch ewwer, han isch demm jesaht. Die Pänz müssen ab un zo der Poppo jehauen kriegen. Dat is der Schock un die Überraschung dat wirkt. Isch meine nischt schlagen, sondern nur ens a bissche haue. Dat han se mit uns fröher och jemaht un et hätt nit jeschadet.“ Herr O. nickt zustimmend. Schließlich meint er noch: „Das ist heute alles anders, da können wir nicht mehr mitreden. Ich bin froh, dass ich inzwischen so alt bin, ich passe nicht mehr in diese Welt.“ „Ja, dat han minge Eltern fröher och ad jesagt un jetzt bin isch och so wig,“ ergänzt

Frau S. Beide schweigen. Am Dammweg steigt Herr O. aus und Frau S. hängt schweigend ihren Gedanken nach.

Das sind Menschen, wie du und ich…


15. Am Dammweg steigt Herr Z. zu. Er äußert den Wunsch, an der RSVG Haltestelle am Frouardplatz aussteigen zu dürfen. „Das ist aber eine Superserviceleistung unsererseits, die auch nur funktioniert, wenn kein RSVG Bus dort steht“, kläre ich ihn süffisant grinsend auf. „Ja, ja, weiß ich doch, ich frage ja auch nur ganz vorsichtig.“ „Das war keine Frage, sondern ein Wunsch.“ „ Seien Sie doch nicht so penibel,“ meint er leicht gekränkt. „Ich muss doch meine Einkaufstour genau planen, weil ich ein gehfauler Mensch bin. Zuerst muss ich zur Poststelle, dann zur Bank, dann zum Centershop und zum Schluss zum Lidl,“ klärt er mich ausführlich auf. „Das muss ich alles pünktlich schaffen, damit ich den Bus rechtzeitig erwische. Vor ein paar Tagen habe ich nur noch die Rücklichter gesehen. Da hat man mich stehen lassen.“ „Das war ich aber nicht,“ füge ich in seinen Redefluss ein. „Nein, das habe ich ja auch nicht behauptet. Ich weiß ja auch nicht wer das war. Es ist nur blöd, wenn man dann da in der Pampa rumsteht und muss eine Stunde warten, weil ihr ja nicht öfter fahrt.“ „Sie machen mir Spaß,“ wende ich ein. „Wir fahren ja schon fast rund um die Uhr. Was sollen wir denn noch machen?“ „Jetzt seien Sie doch nicht so empfindlich, ich beschwere mich doch gar nicht, ich bin doch froh, dass ihr fahrt. Leider habe ich manchmal beim Lidl Probleme an der Kasse. Da läßt einen ja auch keiner vor, wenn man in Eile ist. Da steht dann manchmal so eine Oma vor einem und hat den ganzen Wagen voll und wenn es dann ans bezahlen geht, will sie auch noch mit Karte bezahlen und das klappt dann erst im dritten oder vierten Anlauf. Oder manche wollen Geld abheben, damit sie dann zu Hause mit ihrem Partner überlegen können, wie sie am besten gemeinsam ihre Rente verprassen können. Alle Leute vor und hinter mir sind im Stress und keiner lässt dich vorbei. Dann stehst du da und siehst, wie der Bus wegfährt.“ Offensichtlich hatte er das Bedürfnis einmal richtig Dampf abzulassen. An der RSVG Bushaltestelle Frouardplatz ist alles frei und ich kann ihn aussteigen lassen. Er bedankt sich auch artig.

In der nächsten Runde steht er an der Haltestelle Lidl und wartet bereits. Beim Einsteigen verkündet er gut gelaunt: „Prima, ich habe nur zwei Minuten warten müssen. An der Kasse war niemand vor mir. Alles passt genau. Jetzt schnell nach Haus zum Frühstück.“ Ich sehe auf die Uhr. Es ist 9.57 Uhr. „Ist das nicht ein sehr spätes Frühstück? Schon fast ein Brunch?“ versuche ich ihn zu zanken. „Nee, für mich ist das so gerade richtig,“ meint er selbstzufrieden und lässt sich nicht auf meine leichte Stichelei ein. Am Dammweg wünscht er noch einen schönen Tag und steigt aus. Erst jetzt beginnt der noch verbliebene Fahrgast ein belangloses Gespräch mit mir.

Das sind Menschen, wie du und ich…



Mein Job als Bürgerbus


Story aus Sicht des Bürgerbusses Lohmar

 

Oh wer macht denn da die Tür auf? Ist es schon wieder soweit? Geht die Fahrt schon wieder los?

Mein Name ist HK 1100, und ich fahre die Bürgerinnen und Bürger seit 2007 durch die Stadt. Ich bin einer von zwei Bürgerbussen in Lohmar. Mein Bruder, der BB 575, ist ein Jahr älter.


Ein interessanter und abwechslungsreicher Job, jeden Tag erlebe ich was Neues und habe immer wechselnde Fahrerinnen und Fahrer, die mich bewegen.

Heute schildere ich Euch mal eine meiner Touren.

Nachts stehe ich auf dem Parkplatz der Firma Walterscheid, bei Wind und Wetter, jede Nacht.

Heute fährt mich Helmut. Zunächst muss er sich meinen Zustand anschauen, dazu läuft er um den Bus, kontrolliert die Reifen und schaut, ob ich fahrbereit bin.

Alles in Ordnung, dann geht´s los.

Zuerst fahre ich zum Frouardplatz. Dort stehen auch schon die ersten Fahrgäste.

Die Tour geht nach Lohmar Süd. Ich muss mich ganz schlank machen, diese vielen geparkten Autos mit ausgeklappten Spiegeln,

da wird es häufig eng.

Spannend wird es, wenn mein Kollege, der Müllwagen vor mir fährt.

Ich komme dann nicht vorbei und Helmut wird ganz ungeduldig, denn er möchte den Fahrplan einhalten.

Auf der Pützerau habe ich dann wieder freie Fahrt und könnte mal Gas geben, aber Helmut bremst mich ab:

Tempo 30 darf nicht überschritten werden.

Wir steuern die Haltestelle EDEKA an. Dort stehen Frau R. und Frau U., wegen dem Datenschutz darf ich natürlich keine Namen nennen.

Frau R. und Frau U. stehen dort mit ihrem Rollator, vollgepackt mit allem möglichen Krimskrams. Helmut bremst mich ab, zieht meine Handbremse, steht auf, wuchtet die Rollatoren in meinen Fahrgastraum und kassiert.


Gottseidank bin ich nur der Bürgerbus und brauche keine Rollatoren ins Innere zu schleppen.

Nächste Station ist die Haltestelle Frouardplatz, dort haben wir zunächst eine wohlverdiente Pause.

 

Im Auftrag für den Bürgerbus

Helene Krotky

Vorsitzende

Bürgerbus Lohmar

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